Auszeit Yoga

Yoga ist jetzt

Auch wenn Sie mit Yoga (noch) nichts am Hut haben sollten, lohnt es sich, hier weiterzulesen. Yoga heißt „verbinden“. In der Praxis des Yoga verbinden wir uns mit unserem eigenen Körper, unserem Atem, unserem Geist und unserem Innersten. Das kann bei einem Spaziergang genauso geschehen, wie beim bloßen Dasitzen und in die Luft schauen oder bei Bewegungen auf der Yogamatte. Der Zustand des Yoga wird als „Angekommensein“ beschrieben. Und wenn Sie an einem Ort angekommen sind, brauchen Sie, zumindest eine Zeit lang, nicht mehr auf die Uhr zu schauen. Das ist doch eine schöne Vorstellung.

Jetzt wäre da nur noch die Frage nach der Zeit

Wir messen und teilen unser Leben in verschiedene Zeiteinheiten ein – seien es jetzt Minuten, Stunden, Tage oder Jahre. Somit erzeugen wir eine Gegenwart, eine Vergangenheit und eine Zukunft. Manchmal auf unserer Yogamatte oder bei einer Tätigkeit die wir lieben, heben wir dieses Gefühl auf – wir sind für einen Moment lang zeitlos. Doch recht schnell schaffen es die Davor- und die Danach-Zeit, sich in die Jetzt-Zeit zu drängen. Unser alltägliches Leben ist oft von einer derartigen Routine geprägt, dass wenig Zeit bleibt für andere Dinge – außer sie sind eingeplant und eingetragen in unserem Terminkalender. Das Gefühl, der Zeit ausgeliefert zu sein, zu wenig davon zu haben und ihr immer hinterher zu sein erzeugt innere Unruhe.

Und genau in diesen Momenten, in denen die Zeit schneller zu vergehen scheint als an anderen Tagen, wird es eng. Die Folge ist keine Verlangsamung, sondern eine gefühlte Beschleunigung der Zeit und der Prozesse – die Zeit beginnt zu laufen. Aber wenn ich Sie hier an dieser Stelle fragen darf: Wenn Sie es nicht machen, wer macht es dann für Sie? Das „Zeit-nehmen“?

Es beginnt immer bei uns selbst.

Wir sind es, die wählen. Jeden Moment in unserem Leben. So ist es auch unsere freie Wahl, uns Zeit für Dinge zu nehmen, die wir gerne machen. Der einzige Schritt wieder Raum für eigene spirituelle Praxis, für unsere Visionen und Sehnsüchte zu nehmen, ist anzuerkennen, dass die Zeit etwas ist, das in uns entsteht, nicht im Außen. Es liegt in unseren Händen, wie wir mit unserer Zeit umgehen.


Zu akzeptieren, was ist

Aus yogischer Sicht müssen wir wieder lernen, uns über das Sein zu definieren, nicht bloß über das Maß an Tun im Verhältnis zwischen Raum und Zeit. Wenn Sie Zeit für Yoga oder eine andere Praxis haben möchten, die Sie nährt und stärkt, dann akzeptieren Sie das, was ist. Wenn Sie aufhören, dagegen zu kämpfen, was gerade in Ihrem Leben passiert, dann stehen die Chancen gut, die eigene Stille zu finden und in der Balance des Außen und Innen angekommen zu sein.


Umsetzung im Alltag

Machen Sie sich bewusst, wann und warum Sie über zu wenig Zeit jammern – stoppen Sie es und nutzen Sie es nicht länger als Ausrede, sich nicht mit sich selbst zu beschäftigen.
Auf dem Weg zur Arbeit bewusst atmen. Dabei den Bauch- und Brustraum bis hin zum Schultergürtel mit Atemluft füllen. Dabei beim Ein- und Ausatmen mental bis fünf zählen. Immer wieder im Moment präsent sein.

Einmal am Tag die Welt umdrehen, indem man die Beine an der Wand hochlagert. Dazu setzen Sie sich seitlich ganz an eine Wand, die Knie zum Brustkorb gezogen, dann auf den Rücken legen und die Beine die Wand entlang nach oben strecken und für einige Minuten verweilen.

Nach so vielen Denkanstößen müssen wir es jetzt nur noch tun: Das mit dem Zeiteinteilen, egal ob für Yoga oder etwas anderes, das uns gut tut. Ich beginne mit fünf Minuten am Tag, denn die habe ich immer übrig. Jetzt.